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Foto: Rudolph / Landvolk

 

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
sehr geehrte Landwirtsfamilien,

wir feiern am Sonntag das Erntedankfest 2022.

 

Es ist nicht nur bäuerliche und kirchliche Tradition, jährlich einmal inne zu halten und dankbar zu sein. Dankbar zu sein heißt immer auch, sich an Sachen zu erinnern, die nicht selbstverständlich sind, die uns aber geschenkt werden.

Jedes Jahr ist in der Landwirtschaft anders, immer wieder hält es Überraschungen bereit. Und es ist den Landwirtsfamilien gelungen, wieder eine Ernte einzufahren, was nicht als selbstverständlich hingenommen werden sollte, und was dem Zusammenspiel von Gottes Segen und menschlicher Arbeit zu verdanken ist.

Dabei gibt es auch für die Landwirtschaft enorme Herausforderungen: nach zwei Corona-Jahren ist es aktuell vornehmlich der Krieg in der Ukraine und die Auswirkungen auf die Welternährung und die Handelsströme.

Auch unseren Landwirtinnen und Landwirten bereiten die Entwicklungen enorme Sorgen. Die Energiepreise explodieren, die Agrarmärkte sind volatil/unruhig und auch vor Ort hat die ausgeprägte Trockenheit der vergangenen Monate eine enorme Herausforderung bedeutet. Trotzdem können wir sagen, dass wir mit den Ernteergebnissen meistens zufrieden sein können, auch wenn der Klimawandel inzwischen deutlich spürbar ist.

Die Ernte bei Gerste und Raps war leicht überdurchschnittlich gegenüber dem Mehrjahresdurchschnitt, die Weizenernte mäßig durchschnittlich, und bei unseren Feldfrüchten Zuckerrübe und Mais müssen wir schon einige deutliche Ertragsabstriche hinnehmen.

Auch wenn die Erzeugerpreise deutlich angestiegen sind, bedeuten nunmehr die drastisch gestiegenen Energiepreise auch für die Landwirtschaftsbetriebe eine enorme Belastung bei Treibstoff- und Düngereinsatz, sodass wir es mit gravierend gestiegenen Produktionskosten zu tun haben.

Und wir schließen uns der Aussage von Dr. Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen, an, dass trotz gestiegener Umsätze viele Landwirtinnen und Landwirte derzeit nicht froh gestimmt sind. Es gibt einfach zu viele Unsicherheiten, zu hohe Kosten, viele vorhandene oder drohende Auflagen, die uns das Wirtschaften unnötig schwermachen.

Er führt weiter aus, dass die aktuellen Überlegungen wie der kürzlich von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf einer „Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“ enormen Druck auf die Höfe erzeugt. Umweltauflagen, Wasserschutz, Insekten- und Artenschutz, Reduzierung der Düngung, Fruchtfolgegestaltung und Rückgang der Tierhaltung sind weitere große Themen.

Bisher wurden diese in der Öffentlichkeit aus einer Sichtweise des Überflusses und der unbegrenzten Märkte diskutiert, was sich aber gerade ändert. Die Abhängigkeit in der Nahrungsmittelproduktion von Nachbarländern und Erzeugern aus Übersee wird spürbar immer größer, vieles wird dabei teurer.

Verglichen mit der Welt wirtschaften wir hier in Niedersachsen aber weitestgehend auf sogenannten „Gunststandorten“ mit relativ guten Böden und zumeist ausreichend Regen zur rechten Zeit, - auch wenn er vereinzelt nicht alle Gebiete gleichermaßen erreicht.

In der Folge wirkt sich das dann auch auf die Nahrungsmittelpreise aus und die Verbraucher müssen bereit sein, mehr Geld zu bezahlen, denn nach wie vor ist die Hauptaufgabe der Landwirtinnen und Landwirte, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Dass Umweltaspekte dabei Beachtung finden, wird zur Zeit u.a. dadurch deutlich, dass über 40 Landwirte an dem Verbundprojekt „Kooperativ“ mit der Universität Göttingen im Landkreis Northeim teilnehmen. In dem Projekt wird wissenschaftlich untersucht, welche Auswirkungen die Anlage von Blühflächen und –streifen auf die Artenvielfalt und die Biodiversität hat.

Summa summarum könne wir auch in diesem Jahr zeigen, was die Landwirtschaft und die Landwirtschaftsfamilien leisten. Die Landwirtschaft ist systemrelevant, sie leistet einen wichtigen Beitrag für die Ernährung und Versorgungssicherheit (nicht nur) in Deutschland.
Und dafür können wir alle dankbar sein.

 

Claus Hartmann,
Vorsitzender                                                           

Gerhard Rudolph,
stellv. Geschäftsführer

 

Einbeck, 02.10.2022